Wenn wir von großen Egos reden, denken viele von uns direkt an die Weltpolitik. Allerdings: Nicht nur im pompösen Politikgebaren, auch bei Veranstaltungen, in der Zusammenarbeit in Agenturen und sogar im Zusammenleben entsteht täglich ein Balanceakt zwischen dem „Ich“ und dem „Wir“. Was passiert, wenn das Ego hinter der Gruppe zurücksteht? Können Individuum und Gruppe ihre Potenziale dann besser entfalten? Anders gefragt: Wie können wir die Potenziale jedes Individuums so entfalten, dass sie die Gemeinschaft stärken?
„Dazu benötigen wir Probierräume“, sagt Tina Gadow, Facilitator, Prozessberaterin und Kuratorin des micelab:bodensee: „In Agenturen, in Unternehmen, im täglichen Tun müssen wir Rahmen setzen, innerhalb derer wir die vorhandene Diversität – das gesamte „Wir“ – nutzen. Weil wir den Nutzen der Gemeinschaft für ein besseres Ergebnis erkennen.“
Es geht nicht um Regeln, die einschränken, betont sie. Im Gegenteil, es geht um einen Rahmen, der Freiraum gibt. Durch den Gartenzaun entsteht freier Auslauf für den Hund – sonst müsste er im Haus bleiben. Im Idealfall bringt jeder Einzelne seine Kompetenzen in die Gruppe ein, leitet einen Workshop, moderiert ein Thema, hat eine Idee und vertritt sie. Die Gruppe fördert ihn wiederum, genau das zu tun. Indem sie ihm Sicherheit gibt, den Schutzraum einer starken Gemeinschaft. Daraus entsteht ein Mehrwert für beide Seiten.