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9 - WissZeitVG & Politische Gestaltungsspielräume

von: Profilbild Marc Dechmann KS 111984368957 Marc Dechmann - 23-04-2024


ACHTUNG! Das Gespräch ist bereits im Januar 2024 aufgezeichnet worden, bevor der Kabinettsbeschluss am 27. März 2024 gefasst wurde. Die Beratungen im Bundestag und Bundesrat stehen Stand April 2024 noch aus.

 

Gespräch mit Carolin Wagner: Sie ist nicht nur Mitglied im Bildungsausschuss des Deutschen Bundestages, sondern kennt die prekären Bedingungen der Befristung in der Wissenschaft aus eigener Erfahrung. Was soll sich mit der Reform des WissZeitVG ändern und woran hakt es? Wir sprechen über das Verhältnis von Bund und Ländern und ein Gesetz, das stark in der Kritik steht, weil es anders als in der Wirtschaft Kettenbefristungen erlaubt. Carolin nennt es einen „Durchlauferhitzer“, an dessen Ende viele Wissenschaftler*innen plötzlich keine Perspektive mehr haben. Und trotzdem gilt es noch Widerstände zu überwinden, damit die Reform nicht nur ein „Reförmchen“ wird.

 

Erschöpfung, Überlastung, Burnout: Arbeitsbedingter chronischer Stress zwingt gerade diejenigen in die Knie, die besonders leistungsfähig erscheinen. Diejenigen, die bereit sind, über einen langen Zeitraum über die eigenen Grenzen zu gehen. Die Führungsebene der Wirtschaft steht längst nicht mehr allein im Fokus der „Managerkrankheit“ – viel ist zu Burnout veröffentlicht worden. Unsere Universitäten und Forschungseinrichtungen – die Wissenschaft als „Branche“ – kommen in der Debatte über Burnout trotzdem kaum vor. Das romantisch verklärte Bild der der Universität als Ort der Ruhe zwischen angestaubten Bücherregalen und Experimenten im Labor trifft aber schon lange nicht mehr zu. Hoch gesteckte eigene Ziele, große Motivation, aber auch starker Wettbewerb um Stellen und finanzielle Mittel bei oftmals befristeten Arbeitsverhältnissen. Der Druck steigt und Betroffene schweigen meistens.


Ist Burnout von Wissenschaftler*innen an Universitäten ein Tabu? Gibt es Besonderheiten – individuell, sozial und strukturell – im wissenschaftlichen Umfeld, die den Wissenschaftsbetrieb besonders anfällig machen? Zwei Hosts, zwei Perspektiven auf das Thema: die betroffene Professorin, der Organisationspsychologe und Coach. In zehn Folgen sprechen wir mit Expert*innen über individuelle Belastung und strukturelle Defizite des Wissenschaftssystems. Wir fragen: braucht es neue Antworten und Lösungen für eine erschöpfte Wissenschaft und künftigen Wandel – oder ist der Wissenschaftsbetrieb letztlich gar nicht so besonders?