Führen in Krisenzeiten, wie geht das? Niemand weiß es. Noch nie zuvor haben wir so viel Arbeit im Homeoffice erlebt. Wir alle, ob Mitarbeiter, Manager oder Organisationen als Ganzes, lernen und leisten gerade in gestrecktem Galopp Pionierarbeit.
Ein großes Versicherungsunternehmen fragte sich, wie es diesen Lernprozess seiner Manager unterstützen und beschleunigen könnte. Wenn Abteilung A von dem lernen könnte, was in Abteilung B bereits funktioniert, würde das allen Beteiligten helfen und sie als Organisation stärken.
Ansatz
Angesichts der Umstände war sofort klar, dass diese Inspirationssitzungen online abgehalten werden müssen. Wir starteten mit der Suche nach Themen, die für die Teilnehmer relevant waren, um dabei den richten Fokus für unser Design zu finden. Wir wollten verstehen, wo bei ihnen der Bedarf war. Diese Suche löste bereits einiges aus: Die Erkenntnis, dass viele Kolleginnen und Kollegen an den gleichen Fragen rätselten und vor ähnlichen Herausforderungen standen, hatte bereits eine verbindende und anregende Wirkung. Und es kristallisierten sich drei Hauptthemen heraus: wie die Arbeit online organisiert werden kann, wie das Team ein Team bleibt, und wie in der Zeit der Krise das Wohlergehen aller im Blick behalten werden kann.
Letzteres zog sich wie ein roter Faden durch alles, denn die Arbeit auf Distanz war intensiv und anstrengend. "Mein Gehirn brennt nach einem Tag online", sagte einer der Manager. Für die Mitarbeiterinnen udn Mitarbeiter war es dasselbe, denn online-Sitzungen werden schnell ausschließlich funktional und inhaltsorientiert. Sie zeichnen sich durch hohes Tempro aus und erfordern viel Konzentration - also mentale Energie. Allerdings wird letztendlich die mentale Dimension versagen, wenn man nicht auch auf die Beziehungsebene achtet. Online-Plattformen sind auch für sozialen Kontakt und Interaktion da. Ein Online-Kaffee-Klatsch ist wertvoll.
Die Manager teilten diese Art von Einsichten miteinander. Darüber hinaus gaben wir ihnen die Möglichkeit, anhand einer Reihe von Übungen selbst zu erfahren, wie man in einem Online-Meeting der Beziehungsebene Aufmerksamkeit schenken kann. Zunächst einmal miteinander einzuchecken, zum Beispiel mit Fragen wie: "Wie geht es Ihnen heute?" und "Wie verbinden Sie das Homeoffice mit Kindern?” Beim Ausprobieren dieser anderen Starts in Online-Meetings bekamen alle sofort ein Gefühl dafür, wie das gehen kann und wo sie es anwenden können. Darüber hinaus boten wir einige theoretische Konzepte an. Im vorliegenden Fall gab [Kopmanwiel] einen ganzheitlichen Ansatz vor, um Wohlbefindens aus mentaler, physischer, relationaler und existentieller Sicht zu betrachten - sowohl für sich selbst als auch für das Team.
Alles in allem realisierten wir eine kraftvolle Mischung aus persönlichen Gesprächen, Wissensaustausch und Inspiration von außen, die den Lernprozess beschleunigte. Alles, was die Beteiligten mit Hilfe von Youtube, Blogs oder Bücher für sich selbst entdeckten, haben sie immer gleich in ihre eigene Praxis umsetzen können. Die kleinen, interaktiven Sitzungen halfen beim Ausprobieren, weil dort die eigenen Erfahrungen und Fragen ebenso einfließen konnten wie gegenseitige Unterstützung und Inspiration. Wir arbeiteten mit kleinen Gruppen von 4 bis maximal 8 Personen in Sitzungen mit einer Dauer von 1,5 bis 3 Stunden. Bei den längeren Sitzungen spielte eine bewegte Pause eine bedeutende Rolle.
Wirkung
Am Ende einer Sitzung waren die Teilnehmer oft überrascht: "Das war so anders als ein Webinar! Wir waren wirklich aktiv und engagiert." Jeder fühlte, dass es Raum für eigene Geschichten gab. So entstand nicht nur inhaltlich, sondern auch formal ein neuer Bezugspunkt darüber, wie man online arbeiten und lernen kann. Dies gab sowohl dem persönlichen Lernprozess jedes Einzelnen als auch dem der gesamten Organisation einen wichtigen Impuls.